ASMR Videos: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. November 2019, 21:27 Uhr

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Die Abkürzung ASMR steht für „Autonomous Sensory Meridian Response” und bezeichnet das Gefühl des Kribbelns auf der Haut. Auslöser hierfür sind akustische, visuelle und taktile Sinnesreize wie bestimmte Geräusche, sanftes Flüstern, Berührungen am Kopf sowie beruhigende Handbewegungen, die einen Zustand der Entspannung bewirken.

Geschichte

Der Begriff „ASMR“ beschreibt das Kopfkribbeln und breitete sich im Jahr 2010 im anglo-amerikanischen Raum aus. Im gleichen Jahr begannen die ersten YouTuber sogenannte ASMR-Videos in Netz zu stellen. Die beruhigende Stimme des Malers Bob Ross beim Zeichnen wird neben den ASMR-YouTube-Kanälen von „HeatherFeather” und „Gentle Whispering” am häufigsten mit ASMR assoziiert. Auch in Europa verbreitete sich das Phänomen. Zu den bekanntesten ASMR-Künstlern im deutschsprachigen Raum zählt mit 473.000 Abonnenten im September 2019 die Web-Video-Produzentin „FastASMR”. Das Gefühl des Kribbelns auf der Haut, welches durch ASMR ausgelöst wird, wird als beruhigend und angenehm wahrgenommen. Laut dem Neurologe Steve Novella sei es gut möglich, dass nur manche Menschen ASMR aufweisen, da sich die „Menschen neurologisch unterscheiden“ [1]. Laut einer weiteren Studie vom Juni 2018 - "More than a feeling: Autonomous sensory meridian response (ASMR) is characterized by reliable changes in affect and physiology" von Giulia Lara Poerio et al. [2] - senke ASMR die Herzfrequenz, trage also zu einem Zustand der Entspannung bei, erhöhe aber gleichzeitig die Hautleitfähigkeit. Verglichen mit Nostalgie, kann ASMR demnach als eine „komplexe Emotion oder Wahrnehmung“ beschrieben werden, da auf den ersten Blick konträr erscheinende Reaktion auftreten. Das emotionale Kopfkribbeln sei aber zu unterscheiden vom sogenannten „Gänsehauteffekt“, den man zum Beispiel beim Hören von berührender Musik empfindet. Im Vergleich können ASMR-Trigger für einen dauerhaften Effekt sorgen, welcher nicht nach wenigen Sekunden wieder verschwindet.

Regeln

Der Zustand des ASMR wird durch bestimmte Stimuli hervorgerufen. Es kann sich dabei um im Alltag unbeabsichtigte, aber auch um gezielt erzeugte Reize handeln. Der eigene Charakter der ASMR-Videos entsteht auch dadurch, dass nicht der Mensch im Vordergrund steht, sondern die auf den ersten Blick vermeintlich banale Handlung. Da jeder anders auf jene Reize reagiert, gibt es auch verschiedene Kategorien des ASMR-Phänomens. So können sogenannte „Tapping“- und „Crinkly“-Sounds, also einfache Klänge und Gesten wie zum Beispiel mit Fingernägeln auf ein Glas tippen oder das Zerknüllen von Papier ein wohliges Gefühl erzeugen. Daneben gibt es die Kategorie der ASMR-Videos, in welche der Friseurbesuch oder die Routineuntersuchung beim Arzt fallen. Trigger sind hierbei zum Beispiel das Bürsten der Haare oder die visuelle und akustische Beobachtung einer Massage. Allein der Gedanke daran löst bei vielen schon ein Kribbeln und damit einhergehend ein Gefühl der Entspannung aus. Auch Rauschen (oder „White Noise“) kann auf einige entspannend wirken. Gerade bei Frauen sind solche ASMR-Kategorien wie Hautpflege und Schminke besonders beliebt. Hierzu zählen zum Beispiel das Streichen der Pinsel auf dem Mikrofon oder das Tupfen der Wattebäusche. Weitere ASMR-Trigger sind sogenannte „Mouth Sounds“ wie zum Beispiel Schmatzen, Lippen oder Zungengeräusche oder Essgeräusche, die häufig mit sogenannten High-Sensitivity-Mikrofonen aufgenommen werden, um die akustischen Klänge naturgetreu, aber verstärkt, wiederzugeben. Auch Flüstern, leises Erzählen von Geschichten oder das Flüstern in einer Phantasiesprache können ASMR-Trigger sein. Neben jenen akustischen Triggern führt zum Beispiel auch das Zusehen bei Schaffung von Ordnung oder die Wiederherstellung einer richtigen Reihenfolge zu einem wohligen Gefühl, welches den Zuschauer befriedet.

Wirkung

Mittlerweile ist der Hype auf YouTube um die ASMR-Videos so groß geworden, dass einige dieser Videos Aufrufzahlen im Milliardenbereich haben. YouTuber wie „HeatherFeather” schaffen es, Nutzern ein wohliges Kribbeln beim Schauen ihrer Videos zu bereiten.

TOP 3

  1. ASMR 50+ Triggers over 3 Hours (NO TALKING) Ear Cleaning, Massage, Tapping, Peeling, Umbrella & MORE von "ASMRMAgic" (79,5 Mio. Aufrufe bis September 2019, veröffentlicht am 17.06.2018)
  2. Playing with 10000 mini magnetic balls! Oddly Satisfying, ASMR & 10000 buckyballs! von "iBuyNewStuff" (58,1 Mio. Aufrufe bis September 2019, veröffentlicht am 10.01.2018)
  3. ASMR HONEYCOMB (Extremely STICKY Satisfying EATING SOUNDS) NO TALKING | SAS-ASMR *PART 2* von "SAS-ASMR"(38,4 Mio. Aufrufe bis September 2019, veröffentlicht am 04.03.2018)

Fazit

Weil ASMR ein relativ junges Phänomen ist, existiert bisher noch keine wissenschaftliche Evidenz bezüglich eines klinischen Nutzens. Dennoch gibt es Annahmen über eine therapeutische Wirksamkeit des ASMR-Trends. Rezipienten berichten, dass durch die erzeugten visuellen und akustischen Reize Gefühle der Entspannung, der Geborgenheit und erfahrener persönlicher Wertschätzung eintreten. Weitere beschriebene positive Effekte sind das Helfen beim Einschlafen, der Stressabbau, das Verhindern von Panikattacken oder die Heilung von Depressionen. Hierdurch wird es dem Nutzer ermöglicht, sich durch das Sehen und Hören der ASMR-Videos etwas Gutes zu tun und für einen Moment der Entspannung zu sorgen. Gerade in Momenten der inneren Unruhe schauen sich Zuschauer ASMR-Videos an, um durch die Trigger für innere Ruhe und Zufriedenheit zu sorgen und somit das persönliche psychologische Gleichgewicht wiederherzustellen. So kann mit geringem (Material-) Aufwand eine unterstützende heilende Wirkung beim Rezipienten erzielt werden. Folglich dienen ASMR Videos im Vergleich zu anderen YouTube-Videos vor allem nicht der reinen Unterhaltung, sondern der Schaffung eines relevanten psychologischen Mehrwerts. Gerade Videos, in denen visuell Ordnung geschaffen, also aufgeräumt wird, versetzen den Zuschauer in einen Entspannungszustand, da Ordnung für die meisten Menschen ein erstrebenswerter Zustand ist, der zu einem zufriedenen Gefühl führt.

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Video-Illustration

Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain, Standort Rheinstraße 55-57 Wiesbaden

Literatur

  • Andersen J (2014) Now You’ve Got the Shiveries: Affect, Intimacy, and the ASMR Whisper Community. In: Television & New Media (16-8) 683-700. https://doi.org/10.1177/1527476414556184
  • Barratt EL, Davis NJ (2015) Autonomous Sensory Meridian Response (ASMR): a flow-like mental state. In: PeerJ 3:e851 https://doi.org/10.7717/peerj.851
  • del Campo MA, Kehle TJ (2016) Autonomous sensory meridian response (ASMR) and frisson: Mindfully induced sensory phenomena that promote happiness. In: International Journal of School & Educational Psychology (4-2) 99-105. DOI: 10.1080/21683603.2016.1130582
  • Gallagher R (2016) Eliciting Euphoria Online: The Aesthetics of “ASMR” Video Culture. In: Film Criticism (40-2): Special Guest-Edited Issue: The Aesthetics of Online Videos, June 2016. http://dx.doi.org/10.3998/fc.13761232.0040.202

Einzelnachweise